KickAssYoga

Donnerstag, 22. Januar 2015

Yoga Kids - Kinder sind die besten Gurus

Einer meiner Lieblingsmentoren und Yogalehrer Mark Whitwell hat mir vor ein paar Jahren eindringlich geraten: 'Let your children teach you everything!'

Darüber habe ich lange nachgedacht und stand kurz vor einem Rätsel. Was meinte er? Sollen meine Kinder mir beibringen wie ich mir die Zähne zu putzen habe oder morgens spät aufzustehen und nur Süssigkeiten zu essen? Nein, Kinder sind - wenn die Erwachsenen sie lassen- ganz im Moment. Jeden Tag können Kinder kinderleicht im Alltag stundenlang in Samadhi verbringen. Und wir Erwachsenen belächeln ihr Tun einfach nur als Blödelei oder Trödelei, da unser Leben immer mehr von Uhrzeiten, Terminen und Verpflichtungen bestimmt wird, anstatt dass der Tag mit Sonnenaufgang beginnt und mit Sonnenuntergang endet. Sobald Kinder in ihrem Spiel, in ihrem Erfahren von sich selbst und der Welt weilen, lernen sie sich konzentriert mit einer Sache auseinander zu setzen und vergessen alles um sich herum: Hunger, Durst, Harndrang und genau diese Leidenschaft, in der die Grenze zwischen Sein und Tun verschwimmt ist eine Erfahrung des Eins-Seins, der "Erleuchtung", des Samadhi Erlebnisses.

Kinder sind von Natur aus Yogis. Was genau können wir als Erwachsene daraus lernen? Eine strenge Ashtanga Praxis wäre zum Beispiel nichts für Kinder, eher ein spielerisches Yin Yoga ohne Verniedlichungen, einfach dem Alter und Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes angepasst. Kinder gehen nie freiwillig in einen Schmerz, sondern nur bis zu dem Punkt an dem sie sich wohl fühlen. 



Und genau das ist der Schlüssel für die Yogapraxis als Erwachsener, um Verletzungen vermeiden oder die Lust am Yoga zu erhalten: wir müssen in der Lage sein uns trotz Reizüberflutung zu konzentrieren, zu wissen, wie sich Selbst-Disziplin anfühlt ohne in Dogma oder Selbstkasteiung abzurutschen und all das kombiniert mit dem spielerischen Erleben des Selbst ohne Zwang und ohne Druck, und eben: ohne Schmerz.

Es erfordert Zeitmanagement und etwas Ehrgeiz sich regelmässig auf die Matte zu begeben. Im Alltag muss es aber gar nicht täglich eine 90 Minuten Monster-Muskelkater-Praxis sein. Mark Whitwell bittet seine Schüler zum Beispiel jedes Mal um ein Versprechen. Das Versprechen für 4 Wochen jeden Tag nur 7 Minuten lang ein paar Sonnengrüße zu turnen, zu atmen und sich zu bewegen. Um dann zu schauen, was es auf körperlicher und emotionaler Ebene bringt. 

Wir denken immer sehr strukturiert: erst die Arbeit, dann Sport, dann das Vergnügen in Form von "Cheat Meals". Was passiert denn wenn man, wie Kinder, einfach zwischen durch in seinen Tagesablauf ein paar Handstände (an die Wand) einbaut, Radschläge, ein paar Sonnengrüsse dreht, den Rücken im Büro mal in einem Krieger 3 an der Wand streckt und dadurch täglich mehr Bewegung einbaut? Wir würden, wie unsere Kinder, mehr mit uns selbst verbunden sein und den Signalen unseres Körpers und unserer Seele mehr Beachtung schenken. Einen Versuch ist es Wert!

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